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KANN: „Man muss selber was machen, damit was passiert“

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Jan, du meintest, dass es um so ein Feeling geht. Meint ihr, dass sich eine Art Sound herauskristallisiert hat?
(beide überlegen)
Alex: Da wir uns schon so lange kennen, wenn man sich Sachen vorspielt und vorschlägt, dann weiß man tatsächlich oft, das würde dir jetzt auch gefallen. Weil man halt so viel Musik zusammen hört. Und vielleicht auch bei bestimmten Sachen, Sounds, Melodien immer wieder so etwas antriggern. Was für Stimmungen da in der Musik sind. Wenn die Sachen zu krass partymäßig und happy sind, dann machen wir’s nicht. Wenn wir jetzt auflegen, dann ist das aber nochmal anders als auf dem Label. Und weil Jan gesagt hat eine richtige Vision hätte wir nicht – durch diese Zeit die jetzt vergangen ist, hat sich für uns der Rahmen irgendwie selber gesteckt. Über die Jahre hat sich dann vielleicht eine bestimmte musikalische Richtung definiert.

Wie seht ihr das jetzt so, dass ihr das schon zehn Jahre macht?
Jan: (lacht) Es ist ja immer alles verknüpft mit allem und das kann alles nicht so getrennt werden. Auflegen, Labelmachen, Veranstaltungen machen. Da merkt man schon wie kraaass schnell so’ne Zeit vergeht. Für uns alle. Natürlich hat das auch mit Entwicklungen jetzt in Leipzig zum Beispiel zu tun, dass man sich ein bisschen wie so kleine „House-Opis“ vorkommt. Aber die noch voll Bock haben auf das, was sie so machen. Was war die Frage? Achso, wie das ist, nach zehn Jahren. Ja, ist schon krass. Über das Machen, über die vielen Jahre, hat sich, da hat Alex Recht, ein kleiner Faden, oder auch eine Vision herauskristallisiert. Das hätte man jetzt nie gedacht: Dass man diese vielen Platten macht und so. Das sagen ja alle immer, aber ist tatsächlich so! Das Wichtige ist aber, glaube ich, dass wir schon noch voll Bock da drauf haben. Wir haben jetzt auch unsere Frequenz der Releases ganz schön erhöht seit Ende letzten Jahres, also kann man schon sagen, dass wir ganz bewusst ein bisschen „angreifen“ auf die alten Tage. Auch mit der Compilation und so. Und wir haben uns bemüht, dass wir viele Showcases zusammen bekommen, da passiert ja auch noch einiges. Also wir machen in dem Jahr schon mehr, als wir sonst gemacht haben, aber das war ein Weg bis dahin. Wir haben gesagt, da ist noch Luft für uns, wir haben noch Bock drauf und vor allen Dingen haben wir gecheckt, dass es irgendwo auch notwendig ist.

Warum?
Jan: Naja, auf der einen Seite sind wir glaub ich immer so’ne Ossis, die Schiss vor Präsenz haben oder so. Und auf der anderen Seite weiß man natürlich, weil man jetzt schon lange in diesem Business ist, dass es eigentlich ständig nur um Präsenz und sowas geht. Du musst immer da sein und da und da und da raufballern. Da geht’s auch gar nicht darum, wie man das findet. Sondern dass man sagt „Okay, wenn man sowas professionell machen will heutzutage, dann muss man schon ein bisschen aus‘m Kick kommen.“ Wir waren immer so, „passiert alles“ und „ja nicht zu viel machen“. Die zehn Jahre hat sich schon gezeigt, dass man da selber auch was machen muss, damit etwas passiert.

Hat sich das im Zeitverlauf gezeigt oder habt ihr es gemerkt, als ihr über das Jubiläum jetzt nachgedacht habt?
Jan: (denkt nach) Ich glaube das ist ein Prozess. Die Struktur vom Label war ja auch vorher eine andere. Vor zwei Jahren haben wir dann mal ne GbR gegründet. Das war ein Prozess dann zu sagen „Hey, wenn wir das jetzt noch ne Weile machen wollen, dann muss man da vielleicht einfach professioneller werden“. Wir haben am Anfang über Musik und Platten geredet, aber eigentlich ist das wahrscheinlich gar nicht mehr so ein großes Thema für die meisten Leute, sondern eher die ganzen Veranstaltungen. Das sind die Plätze wo man als DJ und Künstler präsent sein und Geld verdienen kann. Und die anderen Sachen sind um sich da irgendwie interessant zu machen oder so was.
Alex: Das steht schon auch in dem Zusammenhang mit dem, was dieses Jahr für uns ist. Wenn man diese Zahl ausgesprochen hat, findet man das auf der einen Seite cool. Aber gleichzeitig ist es, wie wenn Leute 30 werden, so ein Turn. Jetzt ist es nicht mehr jung oder am Anfang. Du bist halt schon voll drin. Bei Musiklabels gibt es natürlich welche, die schon längere Zeit dabei sind, aber da sind zehn Jahre schon relativ lang. Da haben wir uns einfach Gedanken gemacht. Wir hatten Ideen und die alle anzugehen. Ein bisschen mehr so aus unserer Comfort-Laziness-Zone rauszugehen und viele Platten zu machen, darüber hinaus auch am Videoprojekt arbeiten, mehr Partys versuchen zu organisieren – ja, aktiver werden dieses Jahr.

Wollt ihr das dann auch beibehalten oder wollt ihr mal schauen?
Alex: Ich denke schon, dass wir das beibehalten wollen. Wir schauen jedes Jahr am Ende des Jahres zurück. Wir zu dritt, das gibt’s ja auch persönliche Biografien, wie sich das entwickelt und was jeder noch von dem Projekt erwartet und geben kann, um das dann abzustimmen für das nächste Jahr. Aber jetzt gerade, im März, fühlt es sich toll an. Da ist irgendwie eine Energie, die wir selber irgendwie reinbringen und das da auch gefühlt etwas zurückkommt.

Hat euch die Labelarbeit als Person verändert?
(beide denken lange nach)
Alex: Ich meine mit der ganzen Sache, wie wir das machen, soll es uns ja immer auch Spaß machen. Auf jeden Fall eine Sache sein, die wir wollen und kein krasser Druck oder so… nur Druck den wir uns selber machen. Deswegen versuchen wir uns noch so was Leichtes zu bewahren. Weil wir das vielleicht sonst auch nicht diese zehn Jahre zusammen gemacht hätten.


Stream: Innere Tueren – Eden

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