Die Tage werden wieder kürzer, dafür die Nächte umso länger, und das bringt glücklicherweise eine Vielzahl an Clubtunes mit sich, auf die man sich freuen kann. Fangen wir mit der Westpark Unit um Ingo Sänger und Herb LF aus Dortmund an, die auf ihrem Label Farspope immer wieder für besondere Momente sorgen. Herausragend sind das klassisch deephousige „Forever Revisited“ und „Jam Hot“. Im benachbarten Essen folgen die Kumpanen Dplay, Tur und Langenberg mit ihrem neuen Label Mild Pitch. Auf der ersten Veröffentlichung featuren sie sich selbst als Ribn mit „This Feeling“. Einmal in der gewohnt flächigen Deephouse-Version und einmal mit peitschender Snare für den Sonnenaufgang des Technofloors. Eine ähnliche Baustelle beackern die Schweizer Soultourist, die für ihre Veröffentlichungen auf Drumpoet Community bekannt sind. Kürzlich fertigten sie einen bezaubernden Remix für ihren Züricher Kumpel Zwicker an (Compost Black Label). „Dragonfly“ wird als herausragendes Stück des Albums Songs Of Lucpop Dreams in jacking House verzwirbelt, was sicher viele Freunde finden wird. Drumpoet-Kompagnon Alex Dallas hat den Londoner Tony Nwachukwu, ehemaliges Mitglied von Mo’Wax-Act Attica Blues, überreden können, nach langer Zeit wieder Musik zu veröffentlichen. War Tony aka Wah-Chu-Kwu in den vergangenen Jahren vornehmlich mit dem an Nachwuchsproduzenten gerichteten Abend CDR beschäftigt, darf man sich nun wieder über seine typisch futuristischen Produktionen auf der „T Times Too“-EP (Drumpoet Community) freuen. Zwischen geraden und gebrochenen Rhythmen flirren die ausgeklügelten Synthies des Tech-Nerds hin und her, während die Arrangements Raum für überdurchschnittlich viele Überraschungen lassen.
Ebenfalls einen Blick in die Zukunft gewähren uns Comfort Fit mit ihrem zweiten Album Polyshufflez auf Tokyo Dawn Records. Netterweise nicht am „Wer macht den vertracktesten Beat“-Contest teilnehmend, setzen sie auf eine Vielzahl an talentierten Gaststimmen, die dem im unteren BPM- und Hertz-Bereich angesiedelten Album das bekannte Häubchen aufsetzen. Georg Levin als eine Hälfte von Wahoo zieht mit seinem zweiten Soloalbum (BBE) trotz aller Zitate aus der Vergangenheit ebenfalls in die Neuzeit. Stücke wie „Runaway“ und „A Better Life“ klingen beim ersten Hören zwar etwas glatt, entfalten aber wahre Größe, wenn man ihnen die Chance dazu gibt. Dazu stehen Remixes von Stimming, Phil Asher und Jerome Sydenham vor der Tür. José James ist eine weitere Stimme, die man schon oft gehört hat, aber noch öfter hören wird. Sein zweites Album Blackmagic auf Gilles Petersons Brownswood-Label spannt die Brücke zwischen Soul und Jazz. Wem das noch nicht spektakulär genug klingt, der sollte sich mal live von seinem samtigen Gesang zwischen Terry Callier, Jon Lucien und Gil-Scott Heron überzeugen.
In Neuseeland, wo der Frühling gerade erst beginnt, macht der junge Julien Dyne zunehmend von sich reden. Auf seinem Debüt Pins & Digits vereint er vertrackte Beats mit Seele und einer Menge an organischen Elementen. Exkursionen in Richtung House, Balearic und Afrobeat finden sich ebenfalls, ohne dass es an Frische mangelt. Der Wahl-Neuseeländer Recloose lässt nach seinem Album auf Sonar Kollektiv über diverse Remixes wieder von sich hören. Neben Bearbeitungen von Shake Alettis „Digital Connection“ (freier Download), The Sunburst Bands „Far Beyond“ (Z Records) oder Los Amigos Invisibles „Plastic People“ (Lovemonk) vollendet er derzeit ein Album mit seiner Band Starblazers. Ebenso von down under senden Troubleman Mark Pritchard und Steve Spacek, die zusammen als Africa Hitech ihr bounciges „Blen“ auf Warp veröffentlichen. Die B-Seite „Sound Of Tomorrow“ ist als Mischung aus Ambient und Dubstep sicher langlebiger, aber deutlich weniger hitverdächtig. Mr. Spacek hat schon genug Pseudonyme, legt aber mit Space Ivadas und dem Album Soul-Fi auf Invada noch einen drauf. Sehr HipHop-lastig und damit deutlich massenkompatibler, als man es von ihm gewohnt ist. Obligatorisches Listening-Album zum Schluss: Kindred Spirits Ensemble mit Love Is Supreme auf Kindred Spirits.
Freistil
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