5. DJ Boring – Different Dates EP (Lost Palms)

Don’t believe the Hype? DJ Borings zurückgelehnte Breakbeat-House-Hommage an die Schauspielerin Winona Ryder („Winona“) wurde in den vergangenen zwölf Monate über zwei Millionen Mal angeklickt, was vermutlich vor allem dem Comeback des 90er-Jahre Stars in der Netflix-Serie Stranger Things geschuldet war. Dabei kann man nichts gegen seine Musik aussetzen. Mit einem Rauschen als ständiges Hintergrundgeräusch müssen auch die neuen Tracks leben, das Unfertige, analog Verstaubte zählt auch hier wieder mal zum gewollten Stilelement. Ansonsten sind das hübsche, etwas verträumt anmutende Deep-House-Tracks mit eingestreuten Sprach-Samples und melancholisch-dramatischen String-Sections. Doch, kann man schon machen.

4. Alden Tyrell – Vorm Variaties 2 (Clone Basement Series)

Alden Tyrell ist ein Producer, der den speziellen Sound von Rotterdam wie kaum ein zweiter verköpert: diese Mischung aus intensivem Chicago Jack, Detroit Techno, Oldschol-Electro und Italo Disco. Dies ist die zweite Veröffentlichung einer fünfteiligen Serie, auf der er sich mit klassischen Techno-Formen auseinandersetzt – quietschige Italo-Hoklines sucht man hier also vergebens. Nichtsdestotrotz sind „Angular“ und „Sherman Paradox“ gelungene Updates eines altbekannten Techno-Standards, den muskulös stampfenden Dubtechno der Mitt-90er Tresor-Ära. Viel passiert bei diesen Tracks auch nicht, sie sind aber in ihrer Reduziertheit on point produziert und damit ziemlich gutes DJ-Futter.

3. Ada Kaleh – Palatul De Clestar (R&S)

Von Ada Kaleh aus Bukarest ist zurzeit zurecht viel die Rede. Kaleh arbeitet mit komplexen Rhythmuspattern und außergewöhnlichen, rumpeligen Sounds. Dennoch strahlt sein heruntergedimmter Afterhour-Sound eine entrückte Ruhe aus. Beim tollen „Palatul De Clestar” verschmilzt er das Timing der House Music mit dem lokaler Folk Music. Weil er fast alle hohen Frequenzen abschneidet, klingt das Stück aber dennoch ziemlich experimentell. Die vielstimmigen, scharrenden Percussions erinnern an die Musik seiner Landsleute Rhadoo, Pedro und Raresh und die labyrinthische Flöte an Ricardo Villalobos’ „Fizheuer Zieheuer“. (Alexis Waltz)

2. DJ Bone – Riding The Thin Line (AnotherDay)

Ursprünglich 1999 auf Juan Atkins’ Label Metroplex erschienen, veröffentlichen AnotherDay Records nun DJ Bones Riding The Thin Line EP neu. Bone gilt als einer der weithin unterschätzten DJs und Produzenten Detroits, erst kürzlich hat er unter seinem Alias Differ-Ent ein gut aufgenommenes Album veröffentlicht (It’s Good To Be Differ-ent). Riding The Thin Line war erst die zweite Maxi, die er veröffentlicht hatte und zeigt ihn ihn Hochform. „Shut The Lites Off“ ist nicht viel mehr als ein Tribal-Loop, über den er im Kommandoton den Tracktitel skandiert und UR-mäßige Strings, die ab und zu die knochentrockene Härte etwas aufweichen. „The Funk“ ist ein seltsamer Electro-Track mit Vocoder-Genuschel und Störfrequenzen, die wirken als hätten sie sich zufällig in den Track verirrt. „The Haunting“ schließt diese EP mit einem so energetischen wie sensiblen Dancefloor-Tune ab.

1. Cain – Sirin (Highlife)

Highlife ist ein gemeinsames Label von Huntleys + Palmers und Auntie Flo, auf dem sie vor allem Musik mit außereuropäischen Einflüssen veröffentlichen. Cain ist ein schottischer DJ und Produzent, der perfekt auf das Labelprofil passt – der ehemalige Dudelsackspieler hat eine Vorliebe für komplexe (Poly-)Rhythmen, Harmonien aus dem Mittleren Osten und eine gute Portion Basswucht. Seine neue EP zeigt, wie man dieses latent schwierige Genre bestens meistert. Alle drei Titel sind gelungene House-Tracks, bei denen die exotisch konnotierten Elemente nicht als Ornament ausgestellt werden, sondern elementarer Bestandteil der Musik sind. Wird wohl auch schon von DJs wie Ben UFO und Jackmaster goutiert.

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