Neu ist, dass der Holzmarkt ein öffentlicher Ort ist und kein Biotop, über das ein Türsteher wacht. „Die Senioren kommen gerne rüber, vielleicht liegt das am B.Z.-Artikel, sie fragen oft nach Kuchen, das ist auch manchmal schräg, aber die Nachbarschaft ist gut“, erzählt Johannes. Die Kids aus den Hochhäusern auf der anderen Straßenseite springen auf dem Trampolin. Es zieht das Leben ein. Und manchmal auch das Gemeckere. „Für die einen sind wir die Gentrifizierer und für die anderen die größten Chaoten. Das ist halt so“, sagt Lotta. Ohne Spannungen lief die Bauphase natürlich nicht ab. Architekten kamen und gingen. Nachdem das Kater Holzig schloss, ging die GmbH pleite, Rechnungen blieben unbezahlt, es folgten Baustopps. Das zerrt an den Nerven. Juval Diezinger hat gezählt, dass er 81 Mal auf dem Bauamt war.

Ein Dorf, keine Gated Community

In der Artistenhalle. Hier trainiert das Birdmilk Collective. Die wiederum treten dann im Säälchen auf und auch manchmal im Club. Natürlich wolle man Synergien schaffen. In den Studios sind ja auch viele Künstler von Club Katerblau und dem eigenen Label. Aber nicht nur. Ein Dorf will man sein, keine Gated Community. 18 Meter hoch sei die Halle, sagt Lotta. Johannes korrigiert: zehn Meter. „Ich mach immer alles ein bisschen fetter“, sagt Lotta.

Meist meint es die Geschichte nicht gut mit den Kleinen. Oft genug ist die Subkultur ein Durchlauferhitzer in der Stadtentwicklung. Viele heilige Orte des Berliner Nachtlebens sind verloren gegangen. Das ehemalige E-Werk ist heute eine Eventlocation, da, wo der alte Tresor war, ist heute eine Shopping Mall, und im Planet, da sind jetzt Eigentumswohnungen drin, seit das Kater Holzig ausgezogen ist. Das allerdings war schon klar, bevor der Club da eröffnete. Wo früher das Ostgut stand, ist eine Mehrzweckhalle für Sportveranstaltungen und Großkonzerte.

Hier am Holzmarkt könnte es einmal anders laufen. Hier könnte es passieren, dass diejenigen, die etwas angestoßen haben, es auch weiterführen können – und nicht vom Markt verdrängt werden. Sie hätten nicht gegen das System gesiegt, finden Lotta und Johannes. Dazu hätte die Stadt ihre Politik überdenken müssen, öffentliche Grundstücke nicht meistbietend, sondern abhängig von der Nutzung zu vergeben. Etwa zu kulturellen Zwecken. Ein Sieg ist es trotzdem. Weil hier aus einer schrägen Idee etwas geworden ist, das die Stadt prägen kann. Und nicht nur die.

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