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Gudrun Gut & Beate Bartel

Zeitgeschichten

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1986 ist Bettina Köster in New York geblieben und das war dann das Ende von Malaria!.
Gut: Wir waren durch. Wir haben so viel live gespielt, wir konnten uns schon nicht mehr sehen. Aber dann kam Matador, wieder mit Beate, die ja bei Malaria! nicht dabei war, so richtig raus. Das gab es vorher schon, während Malaria! und Liaisons Dangereuses, es fing an als Experimentierprojekt.
Bartel: Weil wir von diesen Bands auch schon wieder gelangweilt waren, haben wir wieder etwas Neues angefangen. Wir sind dann mit Matador zum ersten Mal bei der Documenta aufgetreten.
Gut: Wir hatten lange, perkussive Improv-Geschichten.
Bartel: Mir fehlt das Reproduktionsgen, deshalb spiele ich nicht so gern live, und schon gar nicht immer das Gleiche. Das Publikum erwartet ja die Stücke, die es kennt, und ganz schlimm wird es, wenn man auch noch singen muss. Ich muss mich immer neu füttern.

Ende der Achtziger kippte die Stimmung in der Berliner Szene. Gudrun, du hast mal erzählt, es wurde machomäßiger, die Männer trugen plötzlich Cowboystiefel und -hüte und du als emanzipierte Frau hast dich nicht mehr wohlgefühlt. Und alle wurden immer nihilistischer und negativer. Aber dann fiel die Mauer. Im Nachhinein betrachtet gerade zur rechten Zeit.
Gut: Ich wollte eigentlich weg aus Berlin, nach Barcelona. Aber auf einmal war wieder alles neu, neue Clubs, neue Leute, und Techno kam auf. Es war aufregend, ich wollte alles kennenlernen.


Video: Liaisons Dangereuses – Los Niños del Parque

Wie war Techno für euch? Viele, die damals in Bands gespielt haben, hatten ja erst mal Schwierigkeiten damit, weil das von Computern gespielt wurde und darum gar keine richtige Musik sei.
Gut: Ich habe das nie als Bruch empfunden. Wir hatten ja schon bei Matador unseren Atari. Und vorher bei Mania D. gab es auch schon Backingtapes mit atmosphärischen Klängen.
Bartel: Und bei Liaisons waren wir ja noch drastischer. War mir gar nicht fremd.

Andersrum habt ihr mit Liaisons Dangereuses ja sogar die Detroiter beeinflusst.
Gut: Die haben das verehrt, Beate! Bei Techno als Musik war ich kurz unschlüssig am Anfang. Aber dann habe ich Jeff Mills im Tresor erlebt und fand es soooo toll. Hat mich sofort an 1980 in Berlin erinnert, dieses Klare. So schön einfache Beats. Und die laute Bassdrum fand ich als Schlagzeugerin natürlich auch gut. Und ich war schon immer ein Girl, das unheimlich gern ausgegangen ist, ich bin ein Nachtmensch. Ich fand das schon immer toll, auch dieses soziale Moment dabei. Im Nachtleben gibt es ja eine Form von Leben, die man tagsüber gar nicht so konzentriert wahrnehmen kann.
Bartel: Ich war ab Anfang der Neunziger erst mal nicht mehr in Berlin. Ich war sechs, sieben Jahre lang unterwegs in der Welt und habe Techno zunächst kaum mitbekommen.

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