Fotos: Sofia Ilyas (John Talabot & Axel Boman)

Zuerst erschienen in Groove 165 (März/April 2017).

Vertrauen, Offenheit, sich fallen lassen: Axel Boman und John Talabot sind Talaboman – ein Produzentenpaar, das sich 2013 ganz ohne Kalkül vereint hat und nun zwischen Stockholm und Barcelona ein Ehebett namens Studio teilt. Warum sie so lange für ihr Debütalbum benötigten und was ihnen die Kooperation bedeutet, haben sie uns im Interview erzählt.

Bis dato ist nur eine Maxi von Talaboman erschienen, obwohl ihre fast vierjährige Kreativität als Duo schon Material für zwei Alben hervorgebracht hat. Nun veröffentlichten sie mit The Night Land auf dem belgischen Label R&S eine Doppel-12-Inch, die auch als Album durchgehen könnte. Auf der Platte verteilen Axel Boman und John Talabot dramatisch-elegant Synth-Psychedelic, Roedelius-Melodien, Autobahn-Grooves, House-Suspense, Zeitlupen-Trance und sanftes Acidfieber.

Über zwei Jahre nach eurer Debüt-Maxi Sideral erscheint mit The Night Land eure erste Doppel-Vinyl-EP. Wieso hat es so lange gedauert?
John Talabot: Weil wir keine Lust hatten, uns Files zuzusenden. Wir wollten nicht über eine Distanz zusammenarbeiten. Jeder Track wurde gemeinsam produziert. Für uns bedeutet Kooperation direkte Zusammenarbeit. Und dann mussten wir noch entscheiden, wie und wo alles erscheint. Wir wollten keine normale LP, aber auch keine normale Maxi. Nun liegen wir dazwischen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass ihr im Studio gelandet seid?
Talabot: Alles hat mit meiner DJ-Kicks angefangen. Ich suchte dafür Leute, die mit mir einen exklusiven Track produzieren. Also habe ich Axel gefragt. Wir haben dann „Sideral“ gemacht und einige Back-to-back-DJ-Shows gespielt. Das fühlte sich direkt sehr organisch an. Dann haben wir einfach weitergemacht, mit der Zeit wurde alles größer und wir fühlten, dass die Musik eine eigene Identität hat. Es ist nicht Axels’ Musik und nicht meine. Wir haben ein völlig neues Universum betreten. Ich habe mit anderen zusammengearbeitet, da war ich eher der Anführer. Bei Talaboman gibt es keinen. Wir sind in unserer Welt, die wir so alleine nicht hinbekommen. Und alles passiert nur, wenn wir zusammen sind.


Stream: Talaboman – Loser’s Hymn

Axel Boman: Wir haben bis dato nur aus Spaß Musik gemacht. Es gab keine Idee mit Ziel. Wenn wir im Studio sind, ist alles gut. Aber sobald wir uns geografisch trennen, sind wir für das Projekt nutzlos. Als wir irgendwann 20 Tracks hatten, dachten wir: Was machen wir mit denen? Von da an haben wir unser Umfeld involviert, ansonsten hätte alles noch länger gedauert. Einige Tracks sind schon echt lange fertig.
Talabot: Wir haben uns auch Hausaufgaben gegeben, sie aber nie gemacht. Für die Platte wurden vielleicht zwei Plug-ins benutzt. Alles andere wurde auf Synthesizern und Drum Machines direkt produziert. Unbewusst schwebte immer dieser merkwürdig bleepige, trancige Sound in unseren Köpfen herum, ohne dass wir darüber gesprochen haben. Deshalb fühle ich bei Talaboman auch das erste Mal, dass eine Kollaboration für mich ein komplett neues Projekt ist.
Boman: Das geht mir auch so.

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