Zugegeben, unser Büro bleibt zwischen den Jahren natürlich geschlossen. Das haben wir uns schließlich nur verdient. Was bei uns auf den Decks rotiert, wollen wir euch natürlich trotzdem nicht vorenthalten. Schließlich braucht es zum Ende des verflixten Jahres 2016 noch ein paar Tracks, um dieses ausklingen zu lassen. Mit dabei in den letzten Office Charts des Jahrs 2016 ist unter anderem drexciyanischer Electro, Detroiter Techno und ein Hi-NRG-Banger von Levon Vincent.

5. Lake Haze – Intergalactic Communicationz EP (Crème Organization)

Drexciya-Fans aufgepasst! Der aus Lissabon stammende Produzent Gonçalo Salgado alias Lake Haze ist deutlich hörbar ein Verehrer von Underground-Techno und Electro aus den Neunzigern. Auf seiner neuen EP für Crème Organization heißt einer der Tracks sogar „Drexciyan Aquarium“ – und er macht den großen Vorbildern keine Schande. Vier deepe, mächtige Tracks, die in satter Melancholie baden.

4. Population One – The Move (Rush Hour)

Hatte Terrence Dixon nicht vor zwei Jahren angekündigt, in den Techno-Vorruhestand zu gehen und mit dem Musikmachen aufzuhören? Nun, so einfach scheint das nicht zu sein. Der Detroiter zeigt auch bei dem neuen Release seines Population One-Alias auf Rush Hour, warum das auch besser so ist: Er schafft es, das Energielevel extrem hoch zu halten und mit einer Killer-Bassline und irritierenden Jazz-Einsprengsel dabei auch noch meilenweit über dem Techno-Durchschnitt herauszuragen.

3. The White Man & The Arab – The Exchange EP (The White Man & The Arab)

Hinter dem Produzentenpaar mit dem Völkerverständigungstitel The White Man & The Arab stecken Ben Micklewright alias BLM (Underground Quality) und Souhail Zaatari alias Soho (Phonica). Dies hier ist ihre fünfte Platte auf dem gleichnamigen Label und es enttäuscht auch wie die vorherigen Katalognummern nicht. Entgegen der Erwartung, die man an sie stellen könnte, gibt es auf der The Exchange EP keine Mischung aus westlichen Dancefloor-Standards und Middle-East-Samples, sondern vier gelungene Tracks, die klassischen Detroit Techno mit einer Larry Heard-Sensibilität verbinden.

2. Levon Vincent – Arpeggiator Track (Novel Sound)

Levon Vincents Release-Politik muss sich einem nicht sofort erschließen. Nur zwei Wochen nachdem er seine NYC-Berlin Dialogues 2016 EP auf Novel Sound Nummer 15 veröffentlicht hat, schiebt er nun gleich noch die Arpeggiator EP auf Katalognummer 11 hinterher. Nun, wir wollen uns nicht beschweren. Während die B-Seite „A Woman I Know“ ein eher unauffälliges, nichtsdestotrotz starkes Mixtool sein dürfte, steht hier klar die A-Seite „Arpeggiator Track“ im Fokus. Ein Hi-NRG Banger vor dem Herrn, bei dem Vincent die Arpeggios lustvoll sprudeln lässt.

https://www.youtube.com/watch?v=honQsOnkkAA

1. Yotam Avni – Tehillim (Stroboscopic Artefacts)

Es zeigt schon von einer gewissen stilistischen Offenheit (und Qualitätsarbeit), wenn man direkt hintereinander auf Innervisions und Stroboscopic Artefacts veröffentlichen kann. Yotam Avni gehört zur vielfältigen Tel Aviver Szene, der DJ und Produzent hat u.a. die Techno-Partyreihe Avadon gegründet. Auf „Tehillim“ gibt es nun bei dem Titeltrack spirituell anmutende Chorgesänge auf einem rustikalen 4-to-the-floor-Kickdrum-Bett. Könnte theoretisch leicht in die Michael Cretu Kitschecke abdriften, uns gefällt’s aber in Avnis Ausführung. Auch die restlichen drei Tracks sind – wenn auch konventioneller in der Ausführung– überzeugend.

https://soundcloud.com/stroboscopicartefacts/sa029

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