Als schließlich der Abend dämmerte, startete auf dem Heuboden der deutsche Ableger des in Los Angeles beheimateten Online-Radios Dublab.de seinen 24-stündigen Broadcast. Eine epische Live-Radioshow, an der unter anderem Kassem Mosse & Mix Mup als Chilling The Do, Georgia, Mattis, Robert Bergmann, Roger23, Nosedrip, Tolouse Low Trax und Izabel Caligore teilnahmen und die bereits auf der erwähnten Internetplattform in Teilen nachzuhören ist. Später in der Nacht dann noch Avant-Techno von rRoxymore, die sensationellen Babyfather, die als Duo auch ohne den erkrankten Dean Blunt eine surreal-futuristische, vom Bass getragene, augenzwinkernde Poetry-Rap-Show ablieferten, sowie knalliges von DJ Nigga Fox und Daniel(I), dessen abstrakter Techno äußerst meditativ wirkte.


Stream: Roger23Live from dublab Sleepless Floor / Meakusma Festival 2016

So viel Musik, so viel Information und so viel Atmosphäre, die Lust macht auf mehr machte. Aber es kam ja noch der Sonntag. Da spielte der belgische Elektronikpionier Leo Kupper, Erfinder von exotischen Instrumenten wie GAME-System oder Kinéphone, ein bewegendes Konzert. Mancher verlor sich im Psychedelic-Sound der Mailänder Band Al Doum & The Faryds. Der belgische Komponist Christian Klinkenberg führte ein leider etwas zu maximales Konzert von Terry Rileys semi-aleatorischem Minimal-Klassiker „In C“ auf und Eric Isaacson erzählte in einem lebhaften, mit Archivbildern bestückten Vortrag, was sein in Portland, Oregon beheimatetes Label Mississippi Records und dessen absolut hörenswerte Musik aus aller Welt der Welt mitteilen will.

Chilling The Do von Vladimir Krstic
Chilling The Do von Vladimir Krstic

Den Abschluss machte dann der britische Experimental-Improvisationsmusiker Mike Cooper, der vor vollem Haus den Stummfilm „White Shadows in The South Sea“ aus dem Jahr 1928 zeigte und dazu synchron seinen gefeierten Soundtrack spielte. Auch Künstler wie Kassem Mosse saßen noch im Publikum, meditierten vor den Schwarz-Weiß-Bildern und verabschiedeten mit einer traurigen Kinoballade über die menschliche Gier ein Festival, das Kommerz nicht auf dem Zettel hatte.


Stream: Chilling The DoMeakusma Festival 2016 Podcast

Es gab an diesem Wochenende noch viel mehr hervorragende Konzerte an der Grenze zu Jazz, Avantgarde, Ambient, Drone, Weltmusik und Elektronik. Auch weitere Vorträge zu Themen wie Moondog wurden trotz warmer Witterung tagsüber interessiert besucht. Das Essen kam entweder aus der typisch belgischen Pommesbude von nebenan. Oder von ein paar herzlichen Köchinnen, die Veganes aus dem Garten von nebenan kochten. In dem wurde zudem international vor toller Naturkulisse gezeltet, denn gleich bei der Meakusma-Premiere reisten auch Gäste aus UK oder Schweden an. Die beiden Macher waren natürlich ebenfalls vor Ort und hatten entsprechend viel zu tun. Trotzdem wurden sie öfters als gebannte Zuhörer ihrer eigenen Veranstaltung gesichtet. Bleibt zu hoffen das sie sich eine bei Konzerten gelegentlich ausgesprochene Maxime von Genesis P. Orridge zu Herzen nehmen. Die lautet: „stay small, be true!“

1
2
Vorheriger ArtikelGegenkrach
Nächster ArtikelThe Breakfast & Vinyl Market