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Zeitgeschichten: José Padilla

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Wenn du Alfredo 10.000 Peseten für ein Tape gegeben hast, wie viel Geld war das damals?

Ungefähr 60 Euro, das war vor 25 Jahren gutes Geld. In meiner Hauptzeit habe ich sehr viel Geld mit den Tapes gemacht. Und was ist passiert? Leute haben angefangen, Kopien von meinen Tapes zu machen. Es standen ja teilweise bis zu fünf Reihen Leute vor meinem Stand, die ihr Geld loswerden wollten! Die Deutschen haben die Tapes als Souvenir gekauft, es gab ja noch keine Compilations. Also standen im nächsten Jahr bereits drei, vier Leute auf dem Markt, die Tapes verkauft haben, die lediglich Kopien von meinen waren – nur billiger. Im dritten Jahr, als schließlich mehr als 20 Leute Tapes verkauft haben, habe ich damit aufgehört.

„Das Lustige war, dass ich beim Musik auflegen auch gleichzeitig Kaffee machen und verkaufen musste.“

Direkt danach hast du angefangen im Café del Mar aufzulegen?

Ja, genau. Das Lustige war, dass ich beim Musik auflegen auch gleichzeitig Kaffee machen und verkaufen musste. In dem kleinen DJ-Booth war die Kaffeemaschine und die Leute haben bei mir bestellt, während ich gleichzeitig Platten aufgelegt habe. Es war da verdammt heiß im Sommer (lacht). Da habe ich dann auch Tapes aufgenommen, von denen ich manchmal 100 Stück am Tag für umgerechnet zehn Euro verkauft habe. Die Café del Mar-Betreiber haben davon 30 oder 40% für sich behalten.


Stream: Art of NoiseMoments In Love

Gab es damals schon einen Fokus auf den Moment des Sonnenuntergangs?

Das hatte mit den Tapes nichts zu tun, den gab es ja schon vorher. Die Kassetten waren 45 Minuten lang und es gab darauf Jazz, Uptempo-Sachen und natürlich den Sonnenuntergangsmoment zu hören.

Was waren typische Platten, die du zum Sonnenuntergang gespielt hast?

Generell gab es ja damals nicht so viel Musik im Vergleich zu heute. Es kam immer auch ein bisschen auf das Wetter an. Im Sommer war es sehr hell, im Frühling und Herbst gab es mehr Farben und Wolken am Himmel. Ich habe mein Set meist so aufgebaut, dass der Track, der lief, während die Sonne im Meer versinkt, sehr emotional ist. Oft habe ich klassische Soundtracks gespielt, oder Oldschool-Electronics wie Vangelis, Brian Eno oder Pinguin Café Orchestra. Ich habe versucht, jeden Tag etwas anderes zu spielen. Das habe ich rein intuitiv gemacht – man hat dieses schöne Setting, Menschen und einen Sonnenuntergang – da war klar, dass ich etwas Gefühlvolles spielen muss. Die Leute haben manchmal geheult! Es war ein sehr starker Moment. Art of Noises „Moments In Love“ war eines dieser großen Ambient-Electronic-Tracks, einer der besten in der Musikgeschichte finde ich.

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