Text: Peyman Farahani, Fotos: Igor Ribnik (Malle), Antonio Corallo (Collins)
Erstmals erschienen in Groove 150 (September/Oktober 2014)

Als Freundschaftsdienst fing es meist an: Plattenkoffer tragen, Auto fahren oder auch einfach da sein. Mittlerweile sind aus DJ-Begleitern in vielen Fällen professionelle Tourmanager geworden, die sich um das Einhalten von Zeitplänen kümmern, die Schnittstelle zu Veranstaltern und Managern bilden und verantwortlich für das Equipment sind. Peyman Farahani sprach für uns mit den Tourmanagern von Carl Cox, Magda sowie Richie Hawtin und machte an der Seite von Chris Liebing selbst ein Wochenende lang einen Crashkurs in Sachen DJ-Begleitung.

Samstagnachmittag. Chris Liebings Manager und ich sind gerade in Belgien angekommen. Erst als wir durch den endlos anmutenden Brüsseler Flughafen zum Sheraton Hotel laufen, realisiere ich, dass ich in den nächsten 24 Stunden einen der meistbeschäftigsten Techno-DJs zu drei Festival-Gigs in drei verschiedenen Ländern begleiten werde. Wir betreten die Lobby und treffen auf Carl Cox und dessen Tourmanager Ian Hussey. Links von uns wird an einem provisorisch aufgestellten Tisch, der Shuttle-Service für die Künstler zum Tomorrowland, einem der größten Dance-Festivals der Welt, koordiniert.

Nur wenige Tage zuvor saß Ian Hussey noch auf der Terrasse einer Villa in Ibiza, wo Carl Cox seit anderthalb Jahrzehnten jeden Sommer lebt. Er schaut sich um und wirkt einen Moment lang nostalgisch, als erkenne der 47-jährige Engländer, dass die letzte Etappe einer Ära längst begonnen hat. In Wahrheit aber ist für ihn und seinen Künstler, den er seit 14 Jahren hauptberuflich begleitet, noch lange kein Ende in Sicht. Ende der Achtziger, als Acid House Großbritannien wie eine Riesenwelle erfasste, arbeitete Carl Cox nebenbei in einem Plattenladen in Brighton, in dem Ian und ein damaliger Freund regelmäßig verkehrten. Bald begleiteten die beiden Carl an Wochenenden quer durchs Land von Club zu Club, damit dieser die Strecken mit dem Auto nicht alleine zurücklegen musste. Für die beiden war es vor allem eine Chance, aus ihrem Alltag herauszukommen.

malle

Malle

Ian Hussey war damals bei einer Firma, die Verbindungselemente herstellte, beschäftigt. Erst um 2000 rum nahm er das Angebot von Carl Cox an, sein fester Tourbegleiter zu werden. Cox war zu der Zeit schon längst einer der international meist gebuchten DJs. Vermutlich waren, so Ian, Carl Cox und Sven Väth die ersten DJs, die eine Person als ständige Begleitung zu ihren DJ-Reisen mitnahmen. Aus heutiger Sicht betrachtet, war Ian Hussey in der House- und Technoszene mit Sicherheit einer der ersten Tourmanager. Das heißt, er war mehr als nur ein befreundeter Begleiter, der aus einer Luxusnotwendigkeit heraus diesen Job bekam, damit ein DJ mit wachsendem Tourpensum jemanden hatte, auf den er sich verlassen konnte, und um sich in diesem Leben auf ständiger Durchreise nicht alleine zu fühlen. Der Tourmanager kümmert sich um die reibungslose Einhaltung von Zeitabläufen und Tourplänen. Er kommuniziert mit Promotern sowie dem eigenen Management des Künstlers. Er ist verantwortlich für das Equipment – vom sicheren Transport bis hin zum Auf- und Abbau eines Setups. Was früher die Schallplatten waren, sind heutzutage bei vielen Künstlern ein bis sogar zwei Rechner in Verbindung mit weiterer Hardware, die der Tourmanager anschließt, im Soundcheck überprüft, so dass der DJ oder Liveact getrost mit seiner Performance beginnen kann.

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