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Todesmelodien

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Es ist etwas grausam, das zu sagen: Andreas Dorau ist der große Einsame des deutschen Pop. „Deine Zeit, die war einmal, nur mehr Sammler, Freaks und Spinner stehen noch zu deiner Wahl“, singt er auf dem Album <i>Todesmelodien</i> in einem Song namens „Single“. Das ist so ehrlich wie tragisch, und es stimmt auch in Bezug auf Doraus künstlerische Sonderstellung. Niemand sonst denkt Pop so banal und zugleich tiefgründig wie er. Sein erst achtes Album in einer Karriere, die 1981 begann, wurde von Mense Reents und Jakobus Siebels produziert, auch bekannt als Die Vögel. Abgesehen von vereinzeltem Tubatröten ändert diese Tatsache kaum etwas am bewährten Dorau’schen Musikprogramm. Auch die <i>Todesmelodien</i> erklingen im Gewand von trendbefreitem Electropop, schlageresk, naiv, teilweise kitschig. Doraus Stimme bietet allerfeinste Quäkung, wie eh und je. Diese Voraussetzungen wirken paradox: Die Harmlosigkeit und Unbedarftheit der Form verschärft die Schonungslosigkeit der Inhalte – und lindert sie zugleich. Kaputte Liebe, Altenheim-Lieder, verwesende Körper, alles wird in schlichten Paarreimen verhandelt, die Verzweiflung und Humor gleichermaßen in sich tragen. Hier singt einer grausame, tröstliche Lieder über die letzten Weisheiten und begegnet aufrecht der eigenen Vergänglichkeit. Das macht Mut.

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