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The Mountain Lake // Casablanca Nights

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Johan Agebjörn ist die Antithese zu all dem maskulin-ernsthaftem, aber doch nur selten vor Testosteron überbordendem Nerdtechno, Conscioushouse und Dub-Dingsbums. Der 33-jährige Produzent der Neo-Eurodisco-Königin Sally Shapiro aus der beschaulichen südschwedischen Universitätsstadt Lund begeisterte sich als Zehnjähriger für die Italohits von Miko Mission, Valerie Dore oder Savage. Später, in den frühen neunziger Jahren, zeigte er sich tief beeindruckt von den Ambientwelten, die Musiker wie Aphex Twin oder Biosphere erschufen. Anfang des Jahres hat das US-Ambient-/New-Age-Label Lotuspike ein neues Ambientalbum des Schweden veröffentlicht. Der title, <i>The Mountain Lake</i>, deutet es an: Johan Agebjörn ist nicht nur ein die Natur liebender Mensch, er ist auch ein Mann mit viel Sinn fürs Romantische. Die Stücke sind niemals schroff oder theoriebeladen, sie stehen vielmehr in der Tradition melodisch verspielter, soundtrackhafter Ambientproduktionen aus den Neunzigern. Hier und da denkt man an Global Communication oder an die melancholische Seite von Aphex Twin, andere Momente erinnern an Tangerine Dream oder Klaus Schulze. „Pop Ambient“ könnte man zu diesem wirklich schönen Album sagen. Und damit ist Johan Agebjörns Ambientwelt gar nicht mal so weit entfernt von seinen Discoproduktionen, die immer auch in Großbuchstaben ausgeschriebener Pop sind. Dass er keine Scheu vor Kitsch hat, stellt die Klavieretüde „8ths“ klar, die am Anfang seines gerade erschienen Discopop-Albums <i>Casablanca Nights</i> steht. Die Single „The Last Days Of Summer“ bringt mit ihrem Dreiklang aus Popmelancholie, Discoeuphorie und stramm marschierenden Analog-Rhythmusmaschinen-Eurobeats das Album grandios auf den Punkt. Schier endlos ist die Zahl der Freunde, mit denen der Schwede im Entstehungsprozess des Albums zusammengearbeitet hat: Sally Shapiro ist auf fünf Songs vertreten, außerdem dabei sind die schwedischen Popduos Frpopay Brpopge und Lake Heartbeat, ferner Ercola, Legowelt, Wolfram, Le Prix oder der Italoveteran Fred Ventura. <i>Casablanca Nights</i> ist ein wunderbar überkandpopeltes Feuerwerk großer Sommerpop-Momente – und eine todsichere Waffe, um den tagein, tagaus Dubtechno hörenden Nachbarn endlich zum Auszug zu bewegen.

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