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The Compass Point Story 1980-1986

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In den frühen achtziger Jahren gehörten die Räumlichkeiten des Compass Point Studios auf den Bahamas zu den begehrtesten Inkubationsräumen für eklektische Clubmusik. Hier verknüpften sich Soul, Reggae, Punk, Disco und New Wave zu einem ganz eigenen Destillat, dessen Songs unter den Händen von DJs wie Larry Levan und François Kevorkian nicht selten zu Hits wurden. Als Garant für einen unverwechselbaren Sound standen den Künstlern neben den Fähigkeiten der hauseigenen Tontechniker auch das legendäre Produzententeam Sly & Robbie sowie die aus lokalen Größen bestehende Studioband zur Verfügung. Diese prägte ein oftmals recht schrulliges Songwriting, das sich kaum einer musikalischen Grenze, jedoch eindeutig den Fixpunkten Reggae und Soul verpflichtet fühlte. Hinzu kamen Produktionstechniken, die in den Tiefen des Dubs fischten und ein geradezu intuitives Verständnis für den Funk. So entstanden in den Compass Point Studios mit Grace Jones’ Nightclubbing und Remain In Light der Talking Heads zwei der wichtigsten Alben der modernen Tanzmusik.
Das wieder auferstandene Label Strut zollt dem Sound aus Nassau nun mit einer grandiosen Compilation Tribut. Auf 13 Tracks lassen sich die musikalische Bandbreite und Experimentierfreude der Studioproduktionen erfassen, deren Grundlage immer wieder eine wohltuende Entspanntheit im Umgang mit den oftmals korsettartigen Mustern des Genres Dance Music darstellt. Bereits in „Genius of Love“ von Tom Tom Club werden alle Referenzpunkte im Sinne eines musikontologischen name-droppings benannt: James Brown, Bob Marley, Kurtis Blow und Bootsy Collins. Dass der langjährige Frank-Zappa-Gitarrist Adrian Belew das unwpoperstehliche Funk-Lick dazu liefert, zeigt einmal mehr, wie eigentlich fachfremde Musiker in den Compass Point Studios starre Konventionen hinter sich ließen und sich im spielerischen Umgang mit Formen neu erfanden. Dazu muss auch Punk-Ikone Ian Dury gezählt werden. Dessen irre-famoses „Spasticus Autisticus“ zählt zu den Höhepunkten der Zusammenstellung, diese Thematik (der Song entstand 1981 zum „Jahr der Behinderten“)würde wohl auf jeder anderen Disco-Compilation eine Unmöglichkeit darstellen. Dass Disco eben auch eine furchtbar komische Angelegenheit war, beweisen unter anderem „You Rented A Space“ der Trash Queen Cristina, sowie der zickige Dance-Punk „Dance Sucker“ der schottischen Band Set The Tone. Daneben beweisen funkelnde Disco-Perlen von Gwen Guthrie und Grace Jones, wie wenig dieser hyperfunktionale Sound von seiner eigenwilligen Anziehungskraft eingebußt hat. Das hier ist genresprengende Musik, die nicht nur sehr zügig in körperliche Bewegung umgesetzt werden will, sondern sich vor allem durch konzentriertes Anhören erschließt

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