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Phusion

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Lost In Music? Inspirationslos beim Packen der eigenen DJ-Kiste oder orientierungslos im Plattenladen? Hier ein Bündel Neuigkeiten, geschnürt aus 12inches, die man einfach so im Laden erhalten kann, Alben zum Überstehen des Winters und eine Preview auf das, was da 2006 so ansteht. Los geht’s mit einem vertrauten Namen aus Berlin, Henrik Schwarz. Gibt es eigentlich Musik, die der Mann nicht mit seinen Remixen veredeln kann? Scheinbar nicht, denn sein Remake von Ethnic Heritage Ensembles „He’s Got…“ (Deeper Soul) verweist so manchen Percussion-Housedudler in seine Schranken. Schwarz hat’s einfach raus, über zehn Minuten Spannung zu halten und dabei deep zu bleiben. Klasse! Ebenso großartig und vom Aufbau her nahezu unschlagbar kommt eine 12inch aus der großen weiten Welt des nicht enden wollenden Re-Edit-Karussells. Mark E. (Jiscomusic) aus Birmingham nahm sich eines Überklassikers von Womack & Womack , „Baby, I’m Scared Of You“ an und hat damit wahrscheinlich den Re-Edit des Jahres geschaffen. Die Reaktionen auf dem Floor, schon während dem Theo Parrish ähnlichen Aufbau und dann, wenn das Original unverblendet einsetzt, sind emotionsgeladen und sprechen Bände. Noch ein schon längere Zeit rotierendes Bootleg kommt von irgendwo zwischen Barcelona, Frankfurt und London, Nephews Of Phela dreht das unvergleichlich groovende Mulatu Astatke Original einmal um die eigene Achse – erscheinen wirds offiziell unter der Ladentheke wohl erst 2006. Jetzt schon erhältlich sind dafür exzellente Remixe für Roy Ayers „Virgin Ubiquity“ (BBE). Ist so ein Remix-Projekt schon immer eine Gratwanderung, wurden hier bis auf wenige Ausnahmen die richtigen Leute gefragt und diese haben sich dann auch mächtig in’s Zeug gelegt. Pepe Bradock, Osunlade, Platinum Pied Pipers und Âme sind die Winner, Kenny Dope machts wie immer mit seinen Trademark-Beats. Funktioniert, ist aber irgendwie vorhersehbar. Überraschen kann die Soulphiction Crew mit einer schön abgehängten Soulnummer im Downtempo House Style. „Used“ (Philplot/Word And Sound) mit einer gewissen Suzana Rozkosny an den Vocals kann allen vermeintlichen NuSoul-Diven lässig das Wasser reichen. Wenn wir schon bei Soulmusic sind, dann Ohren auf für einen neuen Namen aus New York, 1Luv. Die gibts auch gleich auf mehreren Hochzeiten tanzend, scheinbar noch auf der Suche nach einem Stammlabel. Broken Soul mit Capital A im Background und die tolle Izabella an den Lead Vocals bei „Black Daylight“ (SunTzuSounds) und auf meiner Herbst-Lieblings CD „Secret Love 2“ (Sonar Kollektiv/Rough Trade) solo auf dem sehr schön an 4 Hero erinnernden „The Answer“. Klingt alles sehr vielversprechend. Genauso wie der Vorab-Vinyl-Sampler von DJ Spinna’s „Lifestyle“ (Harmless) – Eddie Kendricks, sexy, und Monika Linges, schöner Fusion-Jazz, bepope mir bisher unbekannt. Ebenso dem Jazz zugewandt sind RSL aus Lancashire/UK. Auf ihrem Album „Every Preston Guild“ (Players) befindet sich der Klassiker „Wesley Music“, aber auch die übrigen Stücke, inklusive des titletracks, sind durchaus floortauglich und spielen alle mit dem nahezu gleichen Spannungsaufbau. Alles live eingespielt, wohlgemerkt. Die Antwort aus Glasgow folgt auf dem Fusse mit der Freestyle Experience (Buff), ist sehr brauchbar, aber klingt halt tatsächlich wie eine Kopie. Spopewinder verwandelt „Scaraminga“ dann zu elektronischem Afrobeat. Ebenfalls elektronisch detroitig und sehr fein ist der Trüby-Trio-Remix für Sicnania Soul (Irma). Jazzdance-Spezialist Gerardo Frisina nahm am Sun Ra Tribute (Deja Vu) teil und seine Version von „Stardust From Tomorrow“, eine der wenigen Vocalnummern von Sun Ra übrigens, ist advanced und nicht nach dem sonst üblichen 4/4 Schema gestrickt. Auf demselben Label erscheint auch endlich die Coverversion von „Black Land Of The Nile“ vom Augsburger Dreamteam Panoptikum mit Blue Eyez an den Vocals. Sehr gelungen! Apropos Stimme, sehr überrascht war ich dann schon, als mir Straight No Chaser Schreiberling Max Cole (Wah Wah) seine Musik schickte und ich ihn nach den fantastischen Vocals fragte. Die sind nämlich von ihm selbst – so unterschiedlich können Sprech- und Singstimme sein. Auch das meiste der Musik hat er selbst eingespielt und dies bewegt sich sicher zwischen Soul, Jazz und Broken-Beats. Meine Favoriten sind das soulige „Not From This Earth“ und der schwebende Jazz von „Prayerie“. Und Broken Beats an sich? Nun ja, scheint sowas wie eine Zwischenphase der Neuorientierung zu geben – mich haut jedenfalls kaum was um, was aus der Ecke kommt. Alles solpope, alles irgendwie schon gehört. Bin gespannt, was 2006 da so alles bringen wird.

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