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Mehr Bass!

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Ein Label, das lediglich aus Platzgründen nicht den Weg in den „Mehr Bass!“-Jahresrückblick im vorderen Teil des Hefts gefunden hat, ist Numbers aus Glasgow. Dessen Macher treiben in der größten Stadt Schottlands schon länger als Partyveranstalter ihr Unwesen, die Plattenfirma existiert jedoch erst seit Ende 2009 als Zusammenschluss aus den drei zuvor lose verbundenen Labels Wireblock, Stuffrecords und Dressed 2 Sweat. Während die Vorgänger noch vor allem lokale Künstler wie Rustie förderten, hat sich der Aktionsradius von Numbers nach der Vereinigung auf das gesamte Vereinigte Königreich erweitert. Durch Veröffentlichungen wie Deadboys Dubstep-trifft-House-Hymne „If U Want Me“ und Mr. Mageekas bleependen UK-Funky-Hit „Different Lekstrix“ gelang es dem neu formierten Kollektiv sich nach nur acht Katalognummern in die vorderste Reihe der britischen Dance-Labels zu spielen. Den vorerst letzten Streich landeten die Numbers-Leute mit der „Theme EP“ des in London ansässigen Produzenten Slackk. Das titlestück „Theme From Slackk“ ist in gewisser Weise typisch für die Veröffentlichungspolitik des Labels, denn es lässt sich nur schwer einem bestimmten Stil zuordnen. Der Track, der eine Brücke zwischen UK Funky, Tribal- und Acpop-House schlägt, während eine Roboter-Stimme als Hommage an LFO den Namen des Urhebers buchstabiert, ist die bisher reifste Produktion aus dem Studio von Slackk und gleichzeitig die ungewöhnlichste. Denn der aus Liverpool stammende Slackk hatte zuvor hauptsächlich als fanatischer Grime-Fan auf sich aufmerksam gemacht, der auf seiner Webseite grimetapes.com Mitschnitte von Radiosendungen aller wichtigen Vertreter des Genres archivierte und seine ersten Schritte als Produzent mit UK-Funky-Remixen von Grime-Klassikern unternahm. Das roh und ungehobelt klingende Ergebnis dieser Experimente taufte er in Anlehnung an sein Vorbild Wiley „Eski House“. Ein Beispiel dafür findet sich auf der B-Seite der „Theme EP“: Als Grundlage für „Fire Flies“ verwendet Slackk einen von Wileys Stück „Firefly“ gesampelten Loop, den er um eine gerade Kick-Drum, Pistolenschüsse, Handclaps und eine wummernde Basslinie ergänzt.
Slackk ist nicht der einzige Produzent, der zur Zeit die Klangästhetik von Grime mit den Mitteln von UK Funky wieder aufleben lässt. Auch der Franzose Jay Weed bedient sich für seinen Remix des Stücks „Follow“ der Synthie-Pop-Band Crystal Fighters (Different) heftig bei den Merkmalen des Stils. Seine Maxi „Prism/The Naos“ (502 Recordings) ist dagegen vielschichtiger. „Prism“ beginnt mit einem verlangsamten und minimalistischen Grime-Beat, der sich nach einigen Takten in einen hüpfenden Ping-Pong-Ball verwandelt. Darüber schichtet Jay Weed auf der Grundlage eines unterirdisch tiefen Basslaufs nach und nach flirrende Moll-Flächen übereinander. Das Stück klingt trotz der melancholischen Grundstimmung erstaunlich leicht und federnd – ein Eindruck, der sich auf der B-Seite „The Naos“ mit ihren Dub-House-Akkorden und Bleeps noch verstärkt. Der Londoner T. Williams wiederum kann sogar auf eine Vergangenheit als Grime-Produzent unter dem Alias DJ Dread D zurückblicken. Williams ist Teil der Gruppe Deep Teknologi, die eine Variante von UK Funky pflegt, deren Vorbilder eher bei tiefen House-Varianten zu suchen sind als bei 2Step oder Broken Beat. Seine ursprüngliche musikalische Prägung ist jedoch bei „The People’s Choice“ (PTN) deutlich herauszuhören: Das Stück enthält neben Grime-typischen Handclaps auch jene schrägen Synthesizer-Töne, die Produzenten mit einem ganz ähnlichen Hintergrund wie Terror Danjah oder Joker populär gemacht haben.
Eine völlig andere Form des Crossovers bietet „The Alps“ von Brapopen auf Doldrums, dem Label von Joy Orbison. Das Stück mit seinem einprägsamen Kuhglocken-Sample fällt irgendwo zwischen die Stühle von Dubstep, Minimal- und Industrial-Techno. Ergänzt um einen Remix des House-Produzenten der Stunde, Kassem Mosse, auf der B-Seite, könnte die Platte für genauso viel Wirbel sorgen, wie vergangenes Jahr Brapopens Label-Chef mit seinem Hit „Hyph Mngo“.

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