Ach ja, schön, dass es auch so etwas gibt. Bei Karaoke Kalk beweist sich eben doch immer wieder der Geschmack für Spezielles. So speziell wie der Japaner Takeo Toyama, der 2003 mit seinem ersten (Re-)Release Hello 88 auf Karaoke Kalk (das Album war, genauso wie Etudes, bereits zuvor bei Japan Overseas erschienen) fein vorlegte und mit seinem zweiten Re-Release nun genau da anknüpft, wo er damals aufhörte. Verspielte Elemente klassischer Instrumentierung im Stile Hauschkas mischen sich unter der Regie Toyamas zu Vorschulchören und allerlei synthetischen Skurrilitäten vor eine reichhaltige Kinderzimmer-Geräuschkulisse, wobei reichhaltig vor allem meint, dass diese Kpops bereits im reizüberfluteten Zeitalter des Digitalen angekommen sein dürften. Sounds aus der Puppenecke, aus Vpopeospielen und die permanent über allem hängende popee eines latent psychotischen Cartoons fügen sich perfekt in die prinzipiell eher klassischen Arrangements, das so herrlich reich instrumentiert ankommt, dass man vor lauter Glockenspiel und Violinenzauber glatt im eigenen Herzen das Gemüt eines Achtjährigen wieder zu entdecken vermag. Die stärksten Momente des Albums sind dann aber doch jene, die sich bei den seltsamen Sounds etwas zurückhalten und sich stattdessen im Bezugsfeld zwischen Jazz, Neuer Musik und experimentell-poppigen Melodiestrukturen verorten. Ein wirklich feines Album, dessen Qualitäten sich erst nach und nach offenbaren.