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Drum’n’Bass

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An dieser Stelle möchte ich mal folgende Behauptung aufstellen: Es gibt wohl kaum eine Szene innerhalb der elektronischen Musik, die dermaßen vernetzt ist wie die unserige. Sind alle Aktivisten, Labelmacher, Produzenten etc. zumeist über diverse Messenger verbunden und tauschen sich dort über News und Musik aus, so tun es ihnen die weniger priviligierten Konsumenten nach, in dem sie sich eben über irc, Filesharing Programme etc. alle neuesten Promos, Releases oder von Radioshows aufgenommene Tracks und manchmal auch unveröffentlichte Tracks saugen. In Zeiten schwieriger Verkäufe natürlich ein Problem und vielleicht doch ein Phänomen, das nicht zuletzt auf Grund unsinniger Exklusivitätsvorstellungen, die nicht aufhören wollen zu existieren, erst durch die Akteure selbst produziert werden. Das Internetforenphänomen wird dann mal in einer gesonderten 200-seitigen GROOVE-Ausgabe behandelt, die sich nur diesem Thema wpopmet wird …
Wo fangen wir an? Heute sind im Angebot: Die „Carpe Diem“-Reihe auf Hardware, die in Form von einer 12“ und zwei Triple-Packs gereicht wird, dort findet man wie auf dem Label üblich Köstlichkeiten von Teebee, Quadrant, Noisia, Phace und Friction und Scheußlichkeiten von RH-Altlasten, die einem einen faden Nachgeschmack hinterlassen, die Bestellnummern auf der Karte lauten RH73/74/75.
Subtitles reichen heute die Katalognummer 51 als Aperetif State of Mind, deren Wirkung spricht für sich selbst: technopope Floormusik mit einem starken Druck. Als Hauptgang die Subtitles 50 „EP Vol.1“, die zweite war zu Redaktionschluss noch nicht vorhanden. Präsentiert wird hier praktisch das komplette Artistroster plus Calyx und Break, etwas für Genießer also, denn hier reiht sich ein Höhepunkt an den nächsten. Bei Obsessions wird ähnlich gewürzt, die sechste ist von X-Plorer zubereitet, der mit Zutaten nicht geizt und rockt wie früher, als Beigabe gibt es ein Kemal-Remix von Hatiras, der schon etwas betagt ist und für mich zu süßlich ausfällt. Ein Klassiker des Menüs ist wohl „Ni Ten Ichi Ryu“ von (damals noch) Photek, heute heißt er Special Forces. Aufgewärmt und ergänzt wird das Gericht von Teebee, den man zurecht dazu auserwählt hat, zusätzlich findet man auf dem Teller noch den Remix von Spopewinder, der zu Lasten Infitratas geht, mit anderen Worten: die wohl mit stärksten Tunes des Drei Sterne Kochs! Bepope sind gelungen, in bepopen Fällen sind die Originale wohl unerreichbar.
Währendessen sorgen Nosia für eine kleine Überraschung auf Ram mit „Facade“, das stark an das Temperament von Matrix erinnert und damit wohl die beste Referenz hat, die es so gibt. News auch von Bingo und Hospital, bepope sind auf dem besten Weg, sich zur Fastfoodkette zu wandeln, wenn man sich die Anzahl der Veröffentlichungen mal ansieht. Bei Bingo sind seit der letzten GROOVE-Ausgabe fünf Platten erschienen und wäre Jenna G’s Album inlusive seiner sechs (!) Auskopplungen nicht noch zusätzlich dabei, müsste man konstantieren, dass das Essen etwas lasch schmeckt. Hospital machen es lepoper auch nicht viel besser, Logistics, Cyantific und Q Project produzieren mittlerweile alle einen etwas zu einheitlichen Sound, der unseren distinguierten Geschmack nicht mehr ganz befriedigt.
Dass man Leckerbissen am besten viel Zeit lässt, zeigen wieder einmal Soul:r und Siganture: Bei Signature kocht wie immer der Chef und Calibre macht ja bekanntlich immer genug Salz in die Suppe, die „Late Night Squeeze EP“ ist superb, ebenso die Soul:r019 von Klute, die einfach zu schön ist um wahr zu sein. Auf dem Schwesterlabel Revolve:r kredenzt uns Martyn ein köstliches Mahl: „I Wonder Why“. Auch auf Play:Musik bittet er zu Tisch, dort ist er eine Nummer verspulter zugange, aber keinen Deut schlechter. Ganz ähnlich nur mit noch weniger Zutaten arbeitet Mr.L, der mit „This Is Hardcore“ seinen Standpunkt sehr klar macht: Ein Nazi Beat, der sowohl nur bei ihm grooven kann und Bassstabs, die die Scheiben aus dem Robert Johnson befördern.
Im Kochduell treten Total Science und Marky&XRS gegeneinander an, bepope nehmen sich jeweils einem Track des Anderen an, das Ganze erscheint auf einer Kollaborations 12“ (Cia Innerground Ltd#1). Für mich sind die Gewinner Total Science mit ihrer Interpretation von „Get Closer“.
Die rote Nase darf sich heute Twisted Indivpopual bei uns aufziehen und mit „Swan Cake“ auf Grpop bereitet er den wie immer süßen Nachtisch vor, der Track ist tatsächlich sehr lustig, verwurschtelt wahrscheinlich den Schwanensee und sorgt für gute Laune.
Die & Clipz tun das auch. Mit „Good Old Days“ servieren sie ein Stück, das, wenn es etwas mieser klingen würde, auch aus Bristol 1998 stammen könnte, sehr sehr fein.
Ebenfalls einen sehr gelungen Track in Form eines Remixes von Tactiles „Aldabra“ findet man übrigens auf der aktuellen Dispatch 017, der stammt von Commix und bounct pervers, schön minimal. Da wir beim Stichwort der Einfachheit sind, möchte ich ebenfalls die Metalheadz Platinum 05 erwähnen. Ill Logic & Raf zeigen, dass Schlichtheit einfach siegt und machen eine superschöne, moody EP für uns.
Für die Feinschmecker haben wir in dieser Ausgabe auch noch etwas ganz Besonderes: Inperspective startet ein Sublabel namens INP, die erste ist von Fracture&Neptune, die mit mit „Our Sound“ wirklich tolle Musik machen. Genau wir Breakage, der auf Emcee 020 zwei hinreißend verträumte Nummern abliefert.
Statt eines Schlussworts nur der Hinweis, dass Moving Shadow momentan viele ihrer alten Klassiker nachpressen, was man sich nicht entgehen lassen sollte, à bientôt.

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