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MOUNT KIMBIE Crooks & Lovers (Hotflush)

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Zwei EPs haben Dominic Maker und Kai Campos bisher veröffentlicht, dazu nicht mal eine Hand voll Remixes, bezeichnenderweise für große Indiebands wie The XX und Foals. Und doch wartet alles begierig auf ein Album der beiden Engländer. Tatsächlich ist dieses altbackene Format wohl das einzig angemessene für ihre Musik. An Clubtunes scheinen sie nicht besonders interessiert zu sein, auch nicht an einzelnen Single-Hits, die markant aus dem Gesamtbild ragen. Selbst wenn sie sich nach dem fiktiven Berg Kimbie benannt haben, geht es Maker und Campos nicht um hoch Aufragendes, sondern vielmehr um einen steten Fluss der Sounds.

Die Labeladresse Hotflush verortet das Duo zwar irgendwo im weiten Post-Dubstep-Feld, zugleich wird mit diesem Album die Popwerdung von irgendwann als Tanzmusik entstandenen Formen konsequent weitergetrieben. Offensichtlich haben Mount Kimbie einfach ihre Gitarren nicht zur Seite gelegt, bloß weil irgendwann mal ein Sampler ins Schlafzimmer kam und man sich mit dem Computer in die Wunderwelt der Klanggeneration stürzen konnte wie in ein Adventuregame. Crooks & Lovers ist der glückliche Fall einer vielgestaltigen und ganz selbstverständlich aufgehenden Verknüpfungsmusik, bei der man es mit Genreschubladen entsprechend schwer hat. Da räkelt sich, weich verpackt in eine Ambientdecke, eine Erinnerung an die Bässe der vergangenen Dubstep-Nacht, durch eine Gardine aus Postrock-Texturen dringt schon das Licht von zukünftigen Hymnen irgendwo zwischen Indie und IDM. Rundherum sind die Snares und Kickdrums so bescheiden kleingefiltert, dass der einstigen Soundgewalt alles Furchteinflößende und Großkotzige genommen ist.

Mit Mount Kimbie sind genuin als Clubmusik entstandene Ästhetiken definitiv im trauten Heim angekommen. Führten die Alben von Burial noch vor, wie die neuesten Subbass-Wellen des UK-Hardcore-Continuums aus den Kellern liefen, den gesamten urbanen Raum überschwemmten und zum plätschernden Soundtrack für Stadtflaneure wurden, so geht Crooks & Lovers nun den nächsten logischen Schritt, klopft an jede einzelne Wohnungstür und besetzt intime Rückzugsgebiete. Auf ihrem Weg Richtung Folkpop-Garage-Song bleiben Mount Kimbie nur knapp vor dem Ziel stehen: Die bevorzugt verwendeten Stimmschnipsel simulieren Gesang bloß und deuten auf die inhaltliche Leerstelle in diesen Stücken hin. Vielleicht muss das so sein, weil Songtexte diesen federleichten Tracks zu viel Last, zu viel Eindeutigkeit aufbürden würden. So steht Crooks & Lovers für die Aufladung britischer Dub-Derivate mit jeder Menge Popappeal und Ohrensessel-Atmosphäre. Man erlebt so was nicht zum ersten Mal. „TripHop“ hieß eine düstere Variante davon Anfang der neunziger Jahre. Bei Mount Kimbie ist viel mehr Licht in der Stube. Trotzdem, gut möglich, dass sie irgendwann zu den Massive Attack der zehner Jahre werden.

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